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Unsere Story zur Vorweihnachtszeit: Gans ganz verkohlt

VERLAG RENATE BRANDES IN ALTENRIET
Veröffentlicht von Renate Brandes in Vermischtes · Dienstag 12 Nov 2024 ·  14:00
Tags: WeihnachtenKurzgeschichteWeihnachtsmischung

Regina RothengastUnser Beitrag zur Vorweihnachtszeit von Regina Rothengast

Gans ganz verkohlt


Zufrieden lässt Erika ihren Blick über den Esszimmertisch schweifen. Es ist fast alles aufgetischt, was sie zu bieten hat. Ein üppiges Mahl, Schüssel an Schüssel, Platte an Platte. Ihr wachsames Auge kann kaum noch ein freies Fleckchen entdecken. Die Speisen werden in ihrem altehrwürdigen Geschirr mit Goldrand präsentiert. Als Besteck hat sie ihr schweres Tafelsilber aufgelegt. Edle Stoffservietten zieren, als Bischofsmützen gefaltet, jeden Sitzplatz. Abgerundet wird das stilvolle Arrangement durch einen großen fünfflammigen Kerzenständer, welcher sein warmes Licht über die Festtafel wirft.
Und welche Köstlichkeiten da auf den Verzehr warten! Erika ist so stolz darauf. So stolz auf das Ergebnis ihrer tagelangen Mühen und Vorbereitungen. Zu überlegen, was sie kochen soll, hat sie dabei nicht viel. Traditionell gibt es am ersten Weihnachtsfeiertag für ihre große Familie seit Jahren das Gleiche. Als Entrée serviert Erika ihre leckere Rindfleischbrühe mit selbsthergestellten Suppeneinlagen. Da wären die Leberklößchen, Grießklößchen, der gewürfelte Eierstich und die Pfannkuchenstreifen. Der Hauptgang besteht aus einer knusprig gebratenen Gans, gefüllt mit einer köstlichen Masse. Das Rezept dazu wird von Generation zu Generation weitergegeben und Erika hütet es wie ihren Augapfel. Als Alternative bietet sie Wiener Schnitzel an, richtige Wiener Schnitzel, wie sie immer betont, nicht Schnitzel nach Wiener Art, welche dann nicht aus Kalbfleisch sein müssen. Die Beilagen bestehen aus Kartoffelknödeln und Kroketten, selbstverständlich auch hausgemacht, in Öl schwimmend ausgebacken. Rotkohl und eine Gemüseplatte runden das Menü ab. Das Gemüse wird mit einer Sauce Hollandaise verfeinert, auch nach einer alten Rezeptur. Als Dessert bereitet die rührige Hausfrau eine weihnachtliche Punschcreme zu, mit viel Rum. Für die mitessende Enkelschar gibt es wegen des Alkoholgehalts zusätzlich eine kindgerechte Orangencreme. Weihnachtsplätzchen in vielerlei Variationen können zu guter Letzt bei einem Espresso genossen werden. Ab dem ersten Adventssonntag widmet sich Erika der Herstellung des Gebäcks. Dabei ist sie sehr kreativ und backt die Klassiker wie Zimtsterne, Hildabrötchen, Lebkuchen und Spritzgebäck. Aber sehr gerne kreiert sie neue kleine Kunstwerke, wozu sie die Anleitungen in ihren Frauenzeitschriften findet.

Gleicht geht es los mit der Schlemmerei. Wieder einmal hat Erika diese jährliche Herausforderung bestanden und blickt freudig erregt in die erwartungsvollen Gesichter ihrer Lieben. Zu ihrer Linken sitzt ihr Gatte Friedrich. Um den großen Tisch versammelt sind ihre Töchter Nicola und Susanne mit den Ehemännern, ihr Sohn Tobias mit seiner Freundin Katja und die Enkelkinder Luis, Tamara, Selina, Valentin und Marie. Die Mutter, Schwiegermutter und Oma wendet sich der Küche zu, um das Herzstück der weihnachtlichen Festrunde, die gefüllte Gans, zu holen. Sogleich kommt sie freudestrahlend zurück, das Geflügel wie eine Trophäe vor sich hertragend.
Sie schaut in die Runde und erstarrt. Was ist los? Ihre Familie wirft ihr komische Blicke zu. Blicke, die zuerst noch mitleidig sind, dann weiten sie sich vor Entsetzen. Die Gesichter verziehen sich zu hämischen Fratzen. Es ertönt ein Gekicher, das zu Gekreische anschwillt.
Aus den weitaufgerissenen Mündern dringen zuerst laute BuhRufe, dann vereinen sich diese Schreie zu einem rhythmischen Stakkato: »Gans ganz verkohlt, Gans ganz verkohlt, Gans  ganz  verkohlt…………!!«
»Was soll das?« stammelt Erika. »Was ist los? Schaut doch her, was für eine schöne Gans ich für euch gebraten habe!« Erika zeigt die Platte herum, bevor sie selbst darauf blickt. Sie sieht dort ein schwarzes, undefinierbares Gebilde und wird von einer Panikwelle erfasst. Der widerliche Geruch verbrannten Fleisches steigt ihr in die Nase. Mit einem Aufschrei lässt sie die Fleischplatte zu Boden fallen. Unter ohrenbetäubendem Krachen schlägt sie auf, bevor sich das ganze Esszimmer in Rauch auflöst.

»NEIN! Nicht Gans ganz verkohlt!« Erika schreit gellend und fährt aus dem Schlaf hoch. Schweißgebadet und zitternd sitzt sie in ihrem Bett und es fällt ihr schwer, sich zu orientieren.
»Was ist denn?«, ruft Friedrich neben ihr und ist mit einem Schlag hellwach. »Erika, Liebes, was hast du?« Er schaltet seine Nachttischlampe an und schaut besorgt zu seiner Frau, die immer noch wie Espenlaub zittert und wirres Zeug stammelt.
»Ich…. ich muss geträumt haben!« Langsam dringt diese Erkenntnis zu ihr durch und sie wird ruhiger.
»Komm her«, sagt Friedrich und nimmt sie in seine Arme, »ganz ruhig. Ja, du hattest sicherlich einen Albtraum. Was beschäftigt dich denn so, dass du dermaßen heftig davon träumst?«
»Ich schaff' das nicht mehr!«
»Was schaffst du nicht mehr?«, will Friedrich wissen, gähnt und sinkt schlaftrunken zurück in die Kissen. »Jetzt versuche wieder zu schlafen. Es ist gleich drei Uhr. Wir reden morgen in aller Ruhe darüber.« Er nimmt die Hand seiner Ehefrau, mit der er seit fast fünfzig Jahren sein Nachtlager teilt. Erika stimmt ihm zu, aber an Schlaf ist nicht zu denken.
Sie starrt in die Dunkelheit und denkt über ihren Traum nach. Dieser Albtraum ist ein eindeutiges Signal ihres Unterbewusstseins. Es kann nicht so weitergehen. Aber was soll sie tun? Sie will sich nicht eingestehen, dass ihre Kräfte nachlassen. Was sie jahrzehntelang mit großer Freude geleistet hat, wächst ihr nun mit siebzig Jahren einfach über den Kopf.
Schon vor dem Weihnachtsfest im letzten Jahr hat sie versucht zurückzurudern. Einzelne zaghafte Bemerkungen gegenüber den Töchtern, ob man das Essen am ersten Weihnachtsfeiertag nicht mal anders gestalten könnte, lösten einen Sturm der Entrüstung aus. Kollektive Rufe wurden auf der Stelle laut, das sei doch dann kein richtiges Weihnachten, man freue sich schon wochenlang darauf und es sei der Höhepunkt des Jahres. Die Eltern, Kinder, Schwiegerkinder und Kindeskinder zusammen an dem großen, runden Tisch im elterlichen Einfamilienhäuschen bei der gefüllten Gans, gebraten nach altem Familienrezept. Das alles sei eine Tradition, eine Konstante in ihrem Leben, auf die man unter keinen Umständen verzichten wolle. Nicola und Susanne schwärmten mit feuchten Augen davon und schwelgten sofort in Kindheitserinnerungen, Weihnachten, wie es früher war. Sie konnten sich nicht erinnern, jemals anders gefeiert zu haben. Dieses Festessen war ein zuverlässiger Begleiter durch all die Jahrzehnte, in denen ihre Familie peu à peu anwuchs. Zuerst kamen die Schwiegersöhne dazu, dann nach und nach die ersten Enkelkinder. Vor drei Jahren machte ihr kleiner Bruder Tobias mit seiner Freundin Katja die Gemeinschaft vorläufig komplett. Ende offen, es konnte jederzeit noch Zuwachs geben. Lang würde es nicht mehr dauern und Luis, der älteste Enkel, würde vielleicht ein Mädchen mitbringen.
Erika seufzt, wälzt sich auf die andere Seite und schläft gegen Morgen doch noch einmal ein. Sie würde mit Friedrich reden und man würde zusammen eine Lösung finden. So wie gewohnt kann und will sie es nicht mehr haben.

Nach dem Frühstück macht sich das Ehepaar zu einem langen Spaziergang auf. Es liegt etwas Schnee, der unter den Schuhen knirscht. Noch zwei Wochen bis zu den Feiertagen. Zeit genug für Einkäufe und detaillierte Planungen. Erika hakt sich bei Friedrich unter und berichtet von ihren nächtlichen Sorgen und Nöten.
»Gans ganz verkohlt!« Friedrich muss laut lachen. »Entschuldige, das ist zu lustig. Ich stelle mir gerade die Gesichter vor, wenn du wirklich mit so einem schwarzen Vogel aufmarschierst. Sollen wir das dieses Jahr einfach mal so durchziehen?«
Erika kneift ihn in die Seite. »Lachst du über mich? Das ist nicht lustig. Ich kann das in dem Rahmen auf keinen Fall mehr machen. Die Einkauferei, die Vorbereitungen, ich schaff' das nicht mehr.«
»Und ich sehe das Problem nicht. Ruf den Familienrat zusammen und beratschlagt.«
Der Familienrat besteht üblicherweise aus Erika und den beiden Töchtern. Der Rest fügt sich den Entschlüssen. Friedrich grinst, er würde sich genauso wenig den weiblichen Vorstellungen widersetzen wie Tobi und die beiden Schwiegersöhne Marc und Christoph. Sehr weise von den Herren.
Erika erzählt ihrem Mann von dem letztjährigen Versuch, das Essen aus ihrer Sicht zu verschmälern. »Nici und Susi waren voll entsetzt. Ich trau' mich nicht, davon nun wieder anzufangen. Sie freuen sich doch alle so.«
»Niemand kann erwarten, dass du mit deinen siebzig Jahren bis zum Sankt Nimmerleinstag dreizehn Personen und mehr bekochst. Wenn du nicht mehr willst und kannst, ist Schluss damit. Du wirst sehen, dass alle dafür Verständnis haben werden. Du rufst noch heute bei einem der beiden Mädels an. Nochmal diese Schreckensrufe mitten in der Nacht wegen einer imaginären verbrannten Gans halte ich nicht aus.« Friedrich macht zwar ein ernstes Gesicht, kann aber mit Mühe und Not ein Grinsen unterdrücken.
»Wenn du das alles so erheiternd findest«, sagt Erika spitz, »dann sprich doch du mit Nicola oder Susanne. Genau, als neutraler Vermittler, der noch nie einen Kochlöffel in der Hand gehabt hat, bist du DER Mann dafür.«
Da bleibt Friedrich das Lachen im Hals stecken. Nicht nur dass sich seine Kochkünste auf das Braten eines Spiegeleies und das Warmmachen eines Würstchens beschränken, seine Eloquenz ist nach seinem Dafürhalten ebenso verkümmert. »Na bravo!«, denkt er. »Aus der Nummer komme ich nicht mehr raus.« So stimmt er zu und hofft, dass er das Dilemma einigermaßen diplomatisch lösen kann, ohne dass eine der Parteien seelischen Schaden erleidet.
Als hätte Erika seine Gedanken erraten, ermahnt sie ihn noch: »Aber benimm dich nicht wie der Elefant im Porzellanladen.«
»Ich werde unserer Familie in zwei Sätzen klarmachen, dass es ab jetzt nur noch Kartoffelsalat mit Würstchen gibt. Wem das nicht behagt, kann wegbleiben.« Bevor Erika ihn wieder in die Seite boxen kann, hat er die rettende Haustüre erreicht.

»Und wie bringen wir ihr das nun bei?« Nicola kann die Ratlosigkeit, die ihrer jüngeren Schwester bei dieser Frage im Gesicht geschrieben steht, quasi durch den Telefonhörer fühlen. Susanne fährt fort: »Wir können Mama auf keinen Fall vor den Kopf stoßen und das würden wir, wenn wir ihr klarmachen, dass es uns am liebsten wäre, die olle Weihnachtsgans bekäme Flügel und würde auf Nimmerwiedersehen davonfliegen.«
Nicola lacht über die Ausdrucksweise von Susanne. »Na ja, etwas mehr Feingefühl wäre schon nicht schlecht. Aber wie soll man durch die Blume sagen, dass wir dieses üppige Weihnachtsessen so nicht mehr wollen? Marc jammert, dass er schon bei dem Gedanken daran einen Gichtanfall bekommt.«
Jetzt lacht Susanne, wird aber gleich wieder ernst und meint: »Letztes Jahr war es fast soweit. Weißt du noch? Da hat sie selbst vorgeschlagen, den Speiseplan zu ändern.«
»Klar weiß ich das noch, aber hattest du nicht auch den Eindruck, dass sie von uns lautstarken Protest erwartet? Sie wollte doch nur Bestätigung. Wir sollten ihr gut zureden und schmeicheln. Mama hat sich ja auch sofort umstimmen lassen. Vielleicht hätten wir uns etwas zurückhalten und auf ihren Vorschlag eingehen sollen.«
»Ja, dann hätte sich die fette Gans erledigt dieses Jahr. Da haben wir übertrieben und zu arg auf die Tränendrüse gedrückt. Aber du weißt genau, dass wir es gut meinten. Ich könnte es nicht ertragen, sie deswegen enttäuscht zu sehen.«
»Ich auch nicht, Susilein, aber irgendwie müssen wir uns was einfallen lassen. Tamara möchte schon gar nicht mehr mitgehen, verzichtet seit Monaten endgültig auf Fleisch. Sie hat ja schon beim letzten Essen nur ein paar Kroketten und Gemüse genommen. Mama hat das in ihrem Eifer gar nicht bemerkt.«
»Es kann ja nicht so schwer sein, reinen Tisch zu machen. Unsere liebe Mutter hat bei dem Weihnachtsessen zwar immer rigoros unsere Hilfe abgelehnt, frei nach dem Motto DIE KÜCHE IST MEIN REVIER und so getan, als würde man sie zutiefst kränken, wenn man das Gelage in Frage stellt, aber nun ist Schluss damit. Es kommt doch nur darauf an, dass wir glücklich und zufrieden beieinander sind. Egal, was wir dabei essen.«
Jetzt ist es an Nicola, die gleiche Frage zu stellen: »Und wie bringen wir ihr das nun bei?«
Susanne hat einen Geistesblitz, den sie sogleich stolz verkündet: »Ich rufe später Papa an. Der muss das richten.«

Am Abend, als Erika bei ihrer wöchentlichen Chorprobe weilt, ist Friedrich hin und hergerissen, ob er den Anruf bei einer der Töchter heute gleich erledigen soll. Besondere Lust hat er keine. Vor allem auch, weil er immer noch nicht genau weiß, wie er es anstellen und was er genau sagen soll. Aber die Gelegenheit ist günstig und wenn es rum ist, ist es rum. »Nach der Tagesschau«, denkt er und verschafft sich damit noch eine Viertelstunde Bedenkzeit. Das Telefon klingelt. SUSANNE erscheint auf dem Display. Friedrich ist erstaunt. Was für ein Zufall!
Wie es schon immer ihre direkte Art ist, redet seine jüngere Tochter nicht lange um den heißen Brei herum. »Papa, kannst du schweigen?«
»Jaaa«, sagt er vorsichtig, »was gibt's denn?«
»Du musst unbedingt mit Mama reden. Ich habe heute Mittag mit Nici telefoniert. Meinst du, dass Mama sehr beleidigt ist, wenn wir an Weihnachten mal was anderes essen wollen, nicht immer die Traditionsgans mit Knödeln und Rotkohl?« Friedrich traut seinen Ohren nicht und fängt schon beim ersten Wort, das seine Tochter spricht, an, innerlich zu jubeln. Susanne erzählt ihm ausführlich von dem Gespräch mit ihrer Schwester. Sie einigen sich darauf, dass Nicola und Susanne das Essen am ersten Weihnachtsfeiertag arrangieren. Erika soll einfach mal gar nichts machen, sich nur verwöhnen lassen. »Und du meinst, dass Mama damit einverstanden ist?«, fragt Susanne zweifelnd.
»Wahrscheinlich nicht ganz, aber überlass das mir«, antwortet der Vater.

Friedrich ist nach diesem Gespräch so dankbar. Er muss niemandem wehtun, muss keine beschwichtigenden Worte finden, muss einfach nur schweigen. Die Situation ist allerdings einigermaßen verzwickt. Aber das kommt nur daher, weil seine Frauen einfach nicht offen miteinander reden. Und das wiederum kommt nur daher, weil sie sich sehr lieben und achtsam miteinander umgehen. Die Mutter meint, dass die Familie das traditionelle Weihnachtsessen von ihr erwartet und sie will sie nicht enttäuschen. Die Töchter bringen es nicht über das Herz, der Mutter zu sagen, dass die Gans weg muss mitsamt den Knödeln und dem restlichen Pipapo.
Natürlich will seine Frau nach der Heimkehr genau wissen, was denn die Tochter gesagt hat, ob sie sehr enttäuscht war, was wohl die anderen dazu sagen werden und überhaupt, was es nun zu essen gibt.
Wie erwartet, ist Erika keinesfalls damit einverstanden, zu absoluter Untätigkeit verdammt zu sein. »Von hundert auf null! Das kann ich nicht.«
Friedrich verdreht die Augen und sagt sehr bestimmend: »Meine Liebe, jetzt ist genug. Ich will nichts mehr davon hören. Und halte dich bitte zurück mit irgendwelchen Nachfragen bei Susi und Nici. Mach einfach deine Festtagssuppe und den Rest bringen die Mädchen und Tobias mit.« Dieser Kompromiss findet überraschend Zustimmung.

Am 25. Dezember ab elf Uhr füllt sich das elterliche Heim zusehends. Es gibt das gewohnte große Hallo. Die mitgebrachten Geschenke werden unter dem Christbaum im Wohnzimmer verteilt. Für die Bescherung, später nach dem Essen. Jeder hat etwas für ein kleines Büfett dabei. Leckere Salate, Frikadellen, vegetarische TofuPflanzerl, eine Quiche und eine Hackfleischpastete, als Dessert eine Joghurtmousse. Zur Vorspeise die heißgeliebte Rindfleischsuppe, von allen in den höchsten Tönen gelobt.
»Mama, damit bringst du ein bisschen altes Weihnachtsfeeling in die gute Stube!«, ruft Tobias. Erika strahlt. Sie ist glücklich.
Als sich die Familie, wie immer in dieser Runde, vor dem Essen an den Händen gehalten und den Kinderreim »Piep, piep, piep, wir haben uns alle lieb, guten Appetit!«, gerufen hat, hätte sie die ganze Welt umarmen können. Glückliches und zufriedenes Beisammensein. Darauf kommt es an. Mehr als einmal ruht Erikas bewundernder Blick auf ihrem Gatten.
»Hm, ganz lecker«, schwärmt Friedrich gerade und schiebt sich einen Löffel von der Joghurtmousse in den Mund.
»Die habe ich ganz alleine gemacht«, ruft seine Enkeltochter Selina stolz.
Wie hat er es nur geschafft, alte Tradition und modernen frischen Wind unter einen Hut zu bringen? Das hätte sie ihm gar nicht zugetraut, ihrem Friedrich, dem Großen. Nie stand ihm dieser Spitzname mehr zu als heute. Ihre Blicke treffen sich.
»Gans ganz verkohlt«, flüstert er über den Tisch hinweg und wirft ihr eine Kusshand zu.



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